NEUE BÜROKONZEPTE – MODERNE ARBEITSWELTEN | Ein zweiter Bericht vom IfVi-Wissensforum 22/01
Ende Januar 2022 machten sich Verwaltungsexperten und -wissenschaftler beim 1. VfVi-Wissensforum Gedanken zum Thema „Neue Bürokonzepte – Moderne Arbeitswelten bei Kommunalverwaltungen“. Einen ersten Eindruck hierüber in einer Art Bestandsaufnahme kann man AN DIESER STELLE nachlesen. Heute folgt Teil 2 der Erkenntnisse:
Die Attraktivität von Tätigkeitsstrukturen und die Arbeitskultur in der öffentlichen Verwaltung, aber ebenso stark die Rahmenbedingungen, die von der Verwaltungsspitze gewollt und geschaffen werden, bestimmen darüber, wie gut eine Kommune den Übergang ihrer Verwaltung in moderne Arbeitswelten transformieren kann. Wo genau sollte hierbei angesetzt werden? – Hier sind die vier besprochenen Konzepte:
1.) Lebenslanges Lernen ist die neue Realität im ÖD: Verwaltungsexperte und ZukunftsCoach Rainer W. Sauer erläuterte anhand einer Präsentation unter dem Titel „Was wir heute für die Zukunft der Verwaltung tun können“, dass hier der Bildungssektor und die einzelnen Kommunen gleichermaßen in der Verantwortung sind, optimale Bedingungen für ihre Mitarbeitenden zu schaffen, um das Prinzip einer FAIRwaltung umzusetzen, wobei F für Fortbildung, A für Agilität, I für Impulse und R für Ressourcen steht. Aus diesen vier Grundsätzen heraus entstehe das Erfolgsgeheimniss für öffentliche Verwaltungen, um bürokrativ und fit für Ihre Zukunft zu sein, so der CBQ-Gründer. „Es gilt Lernen und Weiterbildung auf allen Qualifikationsebenen zu unterstützen, sowie Personalaustausch, Verantwortungswechsel und Quereinstiege zu erleichtern“, sagte er.
2.) Konsequente Positionierung der Kommunen als Arbeitgeber: Sauer und Verwaltungswissenschaftler Johannes Angermaier erläuterten am Beispiel der Generation Z, das es in der hybriden Arbeitswelt zunehmend immaterielle Faktoren sind, die Mitarbeitende an eine Verwaltung binden und
dazu führen, ihre Philosophie nach außen zu vermitteln. Die konsequente Orientierung an den individuellen Bedürfnissen der Beschäftigten ist für die Attraktivität von Kommunalverwaltungen entscheidend und verstärkt die Bildung eines Gemeinschaftssinns.
3.) Den Fokus auf den Aufbau von Kompetenzen setzen: Moderne Arbeitswelten erfordern neben fachlichen Qualifikationen heutzutage vor allem Fähigkeiten wie Kooperation und Kommunikation, aber auch Kreativität und Lösungsorientierung in diversen Teamstrukturen. Die Übertragung von Verantwortung in Einzelprozessen, bei einer immer weitergehenden Differenzierung von Arbeitsfeldern, ist essentiell und das Selbstwertgefühl einzelner Beschäftigter zu festigen – allerdings nur im Rahmen klar definierter „Leitplanken“. Verantwortung zu tragen und die zu er-tragen ist die Voraussetzung, um den Menschen nach deren Lebensphasen, Alter, Qualifikation und Werten gerecht zu werden.
4.) Mut zu Innovativen und flexiblem Handeln: Gerade in Verwaltungen ist über die Jahrhunderte eine Arbeitswelt gewachsen, in der Führungsaufgaben und -verantwortung in hierarchischen Strukturen gehandhabt werden. Dienstpflichten sind weitaus stärker zu finden wie Dienstrechte. Allerdings erfordert ein aus verschiedensten Gründen notweniger Verwaltungsumbau (gestiegene Bürgeranforderungen an die Verwaltung, sinkende Steuereinnahmen, neue Herausforderungen durch Globalisierung und den Klimawandel, mehr Diversität und Inklusion etc.) die zunehmende Selbstorganisation von Teams und Mitarbeitenden. Strategien sind zu entwickeln, um im Fall des Falles als Verwaltung auch einmal schnell und flexibel handeln zu können.